Nach dem großen Masernausbruch in Berlin und in Teilen Ostdeutschlands meldet das Gesundheitsamt des Landratsamts Ortenaukreis jetzt auch den Verdacht auf Masernerkrankungen in einer Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in Lahr. In diesem Wohnheim wurden Asylbewerber aus dem Balkan aufgenommen, wo bereits seit Ende vergangenen Jahres die Masern ausgebrochen sind. Das Gesundheitsamt des Ortenaukreises hat daher Untersuchungen eingeleitet, um im Lahrer Fall Gewissheit zu bekommen. Mit den abschließenden Untersuchungsergebnissen rechnet das Landratsamt am Freitag.
Zum Schutz der weiteren Bewohner der Unterkunft und auch der Bevölkerung hat das Gesundheitsamt für Donnerstag, 5. März, eine großangelegte Impfmaßnahme angesetzt. „Wir bieten an, alle Kinder ab neun Monaten und Erwachsene zu impfen, wenn deren Impfstatus unklar ist“, teilt Amtsarzt Dr. Thomas Wolf mit. Unklar ist ein Impfstatus für die Behörde, wenn keine sicheren Angaben zu einer durchgeführten und dokumentierten Impfung gemacht werden können oder keine ärztliche Bestätigung über eine durchgemachte Masernerkrankung vorliegt. „Vor dem Hintergrund, dass im Zusammenhang mit den kriegerischen Auseinandersetzungen in den 90er Jahren auf dem Balkan die Impfprogramme zusammengebrochen sind, erachten wir diese Vorsichtsmaßnahme für notwendig“, so Dr. Wolf weiter.
Entgegen der weit verbreiteten Meinung seien Masern hochansteckend und keine harmlose Kinderkrankheit, Komplikationen wie Mittelohr-, Lungen- und Gehirnentzündungen durchaus möglich. Bei Erwachsenen verlaufe die Erkrankung zumeist schwerer. Da Masernviren nur über infizierte Menschen übertragen werden, kann das Virus nur durch eine ausreichend hohe Impfquote eliminiert werden. „Wir raten daher dringend, dass Jugendliche und nach 1970 geborene Erwachsene fehlende Impfungen möglichst bald nachholen“, wiederholt das Gesundheitsamt die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission beim Robert-Koch-Institut, um einen ausreichenden Immunschutz zu erlangen.